Habe ich euch schon das Lego-Walddorf präsentiert, dass mein 9jähriger Sohn für mich gebaut hat? 🙂 Ich hatte ihm eine Szene über das Dorf der Waldwandler vorgelesen. Wunderbar, wenn man so unterstützt wird! 🙂
Und hier wäre die Szene:
Gewaltige Baumgebäude überragten sie. Helea blinzelte. Sie waren bereits im Walddorf! Sprachlos wanderte ihr Blick über die moosbewachsenen Baumhäuser, die beinahe nahtlos mit ihrer Umgebung verschmolzen. Weiße Vorhänge leuchteten mit den Schneeresten auf den Dächern um die Wette. Ein paar bunte Hängematten durchbrachen das Bild, als hätte ein Künstler Farbkleckse verteilt, um den Anblick zu perfektionieren. Die Bäume schienen wie von selbst Brücken zueinander zu schlagen, als ob sie ihre Äste ausstreckten, um ihre Baumfreunde zu berühren. Das Geäst war miteinander verwoben und mit Schlingpflanzen überwuchert. Trotz der kahlen Äste, die der Schnee kaum noch bedeckte, wirkte alles einladend und wohnlich. Sie wollte hinauf!
Ab hier habe ich nicht mehr vorgelesen, ist ja kein Kinderbuch. Aber ihr dürft ruhig weiterlesen! 😉
»Darf ich?« Ihr Finger deutete hoch und sie zwang sich, den Blick zu Leon zu senken.
Dieser strahlte. »Natürlich.« Er ergriff ihre Hand, als hätten sie das schon immer getan, und zog sie vorwärts.
Seine Hand hielt ihre fest umschlossen, sein Daumen strich über ihren Handrücken. Zufällig? Sie erbebte, ihr ganzes Fühlen wanderte zu dieser Stelle. War das noch normal? Solche Intensität? Es war ein einziger, unschuldiger Fleck ihres Körpers. Ihre Hand, die sie schon so vielen gereicht hatte und die ihre Empfindsamkeit längst verloren haben sollte. Und doch war er ihr damit näher, als je ein Mann zuvor.
Er ließ ihr keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, sondern führte sie zu einer breiten Blutbuche. Eine Strickleiter hing beinahe bis zur Erde herab und er deutete ihr, sie zu erklimmen. Widerstrebend löste sie ihre Finger von seinen und erklomm die Leiter. Es war eine wackelige Angelegenheit, ihre weiten Röcke waren ihr im Weg und mehrmals kratzte sie sich an der rauen Rinde. Schnaufend kam sie endlich oben an, rappelte sich auf und musterte den ungewöhnlichen Ort. Die Aussicht verschlug ihr die Sprache. Über und unter ihr waren schneebedeckte Baumkronen, kahle Äste stießen wagemutig aus dem Schnee heraus und formten schon Knospen. Der Wald schien endlos, alle Bäume schienen miteinander verwachsen zu sein. Eine eigene Welt. Wärme und herbsüßer Zimtduft lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Leon, der plötzlich hinter ihr auf der hölzernen Plattform stand. Nah. Ganz still harrte sie aus. Würde er sie berühren? Zeit verstrich, aber beide schwiegen reglos.
»Beeindruckend«, krächzte sie schließlich und wandte sich um. Was tat er hinter ihr?
Seine Hände waren zu Fäusten geballt, er selbst starr, nur die violetten Flecken in seinen Augen funkelten. Dann hoben sich seine Mundwinkel und er zwirbelte an seinem Bärtchen, ohne den Blick abzuwenden. Abermals bot er ihr seine Hand und sie kam seiner Aufforderung nach.